Wachsam sein – Kunst als politisches Statement


„?No pasarán!“ – „Sie werden nicht durchkommen!“ Eigentlich stammt dieser Ruf aus dem ersten Weltkrieg. Jedoch hat er sich über die Jahre zum geflügelten Wort für die antifaschistische Haltung entwickelt. Vor allem mit der Verwendung durch die Aktivisten des Spanischen Bürgerkrieges prägt er sich bis heute auf Spanisch in den Köpfen der Bewegung ein. Ein hämisches „Hemos passado!“ von Franco nach der Einnahme von Madrid konnte die Verve, mit der diese zwei Worte im Kampf gegen die faschistische Gesinnung genutzt wurden, nicht eindämmen. Zuletzt im Februar 2011 als man das „No pasarán“ bei der Demonstration dem Nazi-Aufmarsch in Dresden entgegenschleuderte.

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David Grasekamp hat 1997 ein Bild mit genau diesem Titel geschaffen: „?No pasarán!“ Es sind in einer auffälligen Komposition 144 Einzelmotive auf monumentale 95 x 150 cm Leinwand verteilt. In Öl bzw. Graphitstift hat er ein Raster aus 12 x 20 Quadraten geschaffen, dessen Felder er scheinbar zusammenhanglos mit rot und schwarz ausfüllt oder gar ganz weiß belässt. Man mag sich an konkrete Kunst erinnert fühlen, bei der die Reihung, der Rhythmus der Formen der eigentliche Bildinhalt ist. Nichts außer Form und Farbe scheint dann wichtig. Die konstruktiven Mittel inklusive Keilrahmen und Leinwand sind sich selbst genug. Doch wer den Künstler David Grasekamp näher kennt, der weiß, dass diese Art der selbstreferentiellen Kunst seine Sache nicht ist. Vielmehr geht es ihm in seiner Kunst immer auch um das Aufdecken von Hintergründen, um das Herstellen von Bezügen. Wenn man nun hört, dass sich hinter den Farben und Formen aber die in Einzelteile zerlegte Hakenkreuzfahne verbirgt, dann kriegt das Gemälde plötzliche eine ganz andere Dynamik, die sich zusammen mit dem Titel des Bildes zu einem schlüssigen Ganzen fügt und den Betrachter in seinen Bann zieht.

Der Künstler hatte seinerzeit ein tatsächliches Bild der Hakenkreuzfahne in Einzelteile ganz einfach zerschnitten und diese in die Höhe geworfen. So entstanden die kleinen Einzelkästchen. Einzig ein roter Rahmen zieht sich um das ansonsten zufällig erschienene Muster. Jedes Kästchen wiederum steht für jeweils einen kleinen Faschismus. So ein heimlicher Alltags-Faschismus, den wir oft vielleicht erst im Nachhinein bemerken. Und der nicht wirklich mächtig ist. Doch Achtung! Das Monster Faschismus erwacht, wenn sich all diese kleinen Einzel-Zellen zu einem großen Ganzen fügen. So wie sich aus diesen vielen kleinen Einzel-Formen auch wieder die komplette Hakenkreuz-Fahne als Symbol zusammenfügen könnte. Letztlich lässt sich dieses Kunstwerk von David Grasekamp als Mahnung an seine Betrachter verstehen. Im Sinne von: Augen auf! „?No pasarán!“

David Grasekamp stellt als Künstler seine Werke seit 1990 aus und hatte bereits eine Vielzahl von Einzel- und Gruppenausstellungen im In- und Ausland. Daneben entwickelte er sich zu einem visionären Kommunikations-Designer, der mit seiner Agentur mowaii kreative Lösungen für Gestaltungsprobleme nicht zuletzt auch als Vorstandsmitglied von Köln Design weiterentwickelt. Seine Ausrichtung auf den Einsatz neuer Medien begann Grasekamp schon in den späten 90er Jahren. Durch verschiedene Auslandsaufenthalte unter anderem in Paris und Tokio lernte der Künstler und Designer den Blick über den Tellerrand und so nimmt es nicht wunder, dass er mit seiner Arbeit unter anderem auch einen Beitrag zur politischen Diskussion geliefert hat.

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