Stich um Stich – die Stickbilder von Eva Mols

Auch wenn die Ausstellung im Atelierhaus Mols schon beendet ist, so lohnt sich doch eine kurze Nachbetrachtung der außergewöhnlichen Werke von Eva Mols, der Mutter von Atelierhaus-Betreiberin Helga Mols. Ungewöhnlich die Zusammenkunft von Mutter und Tochter in einer Ausstellung, die zeigt, wie die beiden sich gegenseitig befruchtet haben. Ungewöhnlich und absolut überraschend auch die Stickbilder der 81-jährigen Künstlerin, die sich erst im „Ruhestand“ den lang gehegten Traum von der Kunst erfüllte.
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Die Kunstgeschichte kennt den Umgang mit der alten Kulturtechnik „Sticken“ auch in der Moderne. Ob es die konzeptuellen Stickereien von Alighiero E. Boetti waren, die dieser in den späten sechziger Jahren in Afghanistan anfertigen ließ oder die sarkastischen Kommentare einer Rosemarie Trockel zum Thema Feminismus – immer war die Stickerei nur Mittel zum Zweck. Sie sollte vor allem die Besetzung dieser Technik mit Rollenmustern aufzeigen. Ich kenne eigentlich nur einen Künstler, der ein echtes ästhetisches Anliegen mit dem Stickfaden verfolgt. Walter Bruno Brix nähert sich der Technik aus der Erfahrung im Umgang mit der asiatischen Textilkunst.
Auch Eva Mols hat eine sensible Bilderstellung mit Nadel und Faden entwickelt, die umso erstaunlicher ist, als sie einer Generation angehört, die noch in der Selbstverständlichkeit der klassischen „Nadelarbeit“ aufgewachsen ist. Selten hat man eine so freie künstlerische Entfaltung in so hohem Alter erlebt, die sicher auch der klugen Anleitung einer erfolgreich als Künstlerin arbeitenden Tochter geschuldet ist.
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Ob sie Kriegserlebnisse oder Morgenstern-Gedichte in ihren Bildern verarbeitet – immer geht Eva Mols von einer ganz persönlichen subjektiven Haltung aus. Denken, Fühlen und Handeln werden eins, indem sie die äußeren Anlässe in die Abstraktion der Stickraster umsetzt. Gerade dieses versunkene und nahe Arbeiten mit dem Bildträger lässt die Verdichtung von Bildideen zu einer äußerst spannenden Angelegenheit werden. Auch und vor allem für den Betrachter. Man darf auf möglichst viele Folgeausstellungen dieser wundervollen Kunst hoffen!

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