Seelenpflästerli – oder?

Völlig einleuchtend, dass das Klingenmuseum in Solingen eine Ausstellung über Scherenschnitte zeigt, oder? Ist doch die Schere das wichtigste Untensil zur Herstellung dieser wunderbaren schwarzweißen Kunst. Mich haben die kontrastreichen Bilder schon immer fasziniert und in letzter Zeit scheint eine gewisse Retrowelle auch die Ästhetik der Scherenschnitte aufleben.
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Die Technik des Scherenschnitts ist in China aus der Beschäftigung mit Schattenbildern heraus entstanden und bildet dort bereits eine lange Tradition. In Deutschland hat vor allem die Romantik den Scherenschnitt bekannt gemacht. Es entstand zu jener Zeit eine süßlich-feine Welt der Motive, wie sie hier in einem besonders typischen Scherenschnitt des bezeichnenderweise Karl Fröhlich heißenden Künstlers zu sehen ist.
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Künstlerisch in der Regel doch eher im Bereich der Volkskunst oder der angewandten Kunst angesiedelt, gab es dennoch immer wieder Künstler, die sich intensiv mit den Möglichkeiten der Scherenschnitte auseinandersetzten. Einer von Ihnen ist der Romantiker Philipp Otto Runge.
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Philipp Otto Runge »Primeln«, Scherenschnitt in weißem Papier, auf graublaues Papier aufgelegt
Besonders spannend, gerade wenn man die Tradition aus der z.T. sehr kitschigen Bilderwelt der Romantik heraus im Hinterkopf hat, sind die Entwürfe der amerikanischen Künstlerin Kara Walker. Sie spielt mit der Ästhetik der Romantik, hinter der sich auf den zweiten Blick eine schreckliche Wahrheit öffnet. „Der Scherenschnitt ist eine fast vollkommene Lösung für ein komplexes Projekt, das ich in Angriff genommen habe: nämlich den Versuch, aufzudecken, wie Rassismus und rassistische und sexistische Stereotypen auf oft subtile und unerfreuliche Weise unser tägliches Leben beeinflussen.“
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Kara Walker, The Emancipation Approximation, 2000

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