Moderne Zeiten


Es gab eine Zeit, die hat völlig neue ästhetische Grundsätze geprägt, die bis heute ihre Wirkung tun! Die Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts nach der schrecklichen Erfahrung des 1. Weltkrieges, die alle Gestalter und Künstler zu der Überzeugung brachte, nun alles neu zu bedenken und endlich für die Zukunft zu schaffen. Die Kunst marschierte schnurstracks in die Abstraktion – ohne die Ansätze eines Malewitsch oder Kandinsky wäre ein Großteil heutiger Kunstproduktion gar nicht denkbar. Das Design entwickelte utopische Ideen, die nur zum Teil auch umgesetzt werden konnten. Wenn, dann waren sie derart stilbildend, dass die Entwürfe aus den frühen Jahren bis heute zeitlos gültig wirken. Bauhausmöbel, Weltraumarchitekturen und Lichtdesign sind nur einige Stichworte. Im kühn gestalteten Zentrum „MARTa“ in Herford bietet eine ursprünglich für das Londoner Victoria und Alber Museum konzipierte Schau einen spannenden Überblick über diese aufregende Zeit.
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Am Sonntag, dem 17. Dezember führt Jan Hoet, der künstlerische Direktor um 15.00 Uhr durch die Ausstellung – eine bestimmt interessante Begleitung!
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Jan Hoet ist auch verantwortlich für das Konzept von MARTa, das im avantgardistischen Gehry-Bau mitten im Pott als eine Art Labor verstanden werden will, in welchem die Schnittstellen zwischen Kunst, Design und Architektur untersucht werden sollen. Da ist es nur folgerichtig, sich noch einmal ganz an die Anfänge zu begeben und vor allem eine Zeit unter die Lupe zu nehmen, in welcher es zu interessanten Überschneidungen der einzelnen Bereiche gekommen ist bzw. in welcher viele Kreative von einer Art Gesamtkunstwerk träumten, in welchem die freie Kunst mit der angewandten fröhlich zusammenkommt. Das Bauhaus hat dies ja in seiner Lehre nach den mittelalterlichen Bauhütten-Vorbildern festgeschrieben.
Die in der Modernismus-Ausstellung gezeigten Objekte aus der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen offenbaren unglaubliche Ansätze von künstlerischen Gestaltungen der Alltagsgegenstände. Wie weit die Ideen gingen, zeigt ein Overall für den „neuen“ Arbeiter designt vom Künstler Alexander Rodschenko im Jahre 1922.
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Und hier der bis heute wirklich unübertroffene Breuer-Club-Chair
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Neben der Tatsache, das vor allem die industrielle Fertigung für die neuen Designer wichtig war (man ging teilweise sogar soweit, handgemachte Objekte so aussehen zu lassen, als seien sie industriell gefertigt!) ist vor allem die Verwendung des modernen Stahlrohrs innovativ. Die gebogenen Stangen des Club-Chairs setzen sich mit einer Eleganz und Leichtigkeit von den bisherigen doch eher schwer wirkenden Clubsesseln ab. Breuer hatte den Stuhl entworfen, als das Bauhaus in die neuen Gebäude umzog, die Gropius in Dessau für die Schule geschaffen hatte. Sicherlich kann man hier auch den Einfluß der neuen Umgebung in dem Möbel entdecken. Übrigens war Marcel Breuer sehr von seinem schnittigen Adler-Fahrrad angetan und die Entwicklung des Stuhls entstand auch durch die Beschäftigung mit dem Fahrrad-Design und war begleitet von Gesprächen bei Adler und Mannesmann Stahl. Bis der ausgereifte Entwurf 1925 stand, gab es verschiedene Prototypen – die ersten mit vier Beinen. Doch die endgültige Form war so unglaublich modern und anders, dass sie bis heute als einer der absoluten Wegbereiter modernen Designs gilt. Inklusive diverser Markenrechtsproblematiken!
MARTa Herford gGmbH
Goebenstraße 4 – 10
D – 32052 Herford
www.martaherford.de
Montags geschlossen.
Dienstag bis Sonntag und an Feiertagen
11.00 bis 18.00 Uhr.
Jeden 1. Mittwoch im Monat 11.00 bis 21.00 Uhr.
9,00 € Eintritt pro Person
5,00 € ermäßigter Eintritt
Ermäßigung für:
Schüler, Studenten, Sozialhilfeempfänger, Arbeitslose, Soldaten, Zivildienstleistende,
Behinderte bei Vorlage des Schwerbehindertenausweises, Rentner bei Vorlage des Rentenausweises

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