Jim Avignon. Business as Unusual


Gerne erinnere ich mich an die Begegnung mit Jim Avignon anlässlich seines Auftrittes beim Virenschleuderpreis 2015. Und jetzt ist mir doch eines der schönsten Kunstbücher in die Hände geraten (danke für das Rezensionsexemplar), die ich in der letzten Zeit gesehen habe. Das äußerst liebevoll gestaltete „Jim Avignon. Business as Unusual“, erschienen bei The Green Box. Es riecht so gut, fasst sich toll an. Zwischen den Buchdeckeln (ein Artwork für sich) findet man von A bis Y die wunderbare Welt von Jim, seine Kunst, seine Performances, seine Gedanken. Das ist wahrlich alles andere als usual! Große Entdeckerfreude und das Eintauchen in die besondere Welt eines tollen Künstlers. Deswegen beeile ich mich, hier auch mal wieder den #artbookfriday bedienen zu können. Und euch eine wärmste Empfehlung auszusprechen.

All in one Head – America – Artist Stereotypes – Bad Fotoshop – Cardboard – Coverversion – Dead Artists – Early Room Installations – Fastest Painter in the World – Friendly Capitalism – Gameshow – The Hoteltour – A Man followed ba his Past – Mess is more – Not so smart phone – The Örks – Pratersauna – Ramallah – School of Life – Supersmall + Superlarge – U-Kunst Group – Unreal Estate – Wood

Das sind nur einige Stichworte, zu denen Jim selber in dem Buch kleine Geschichten erzählt. Er berichtet von seinem Selbstverständnis als Künstler („Ich wollte Punk und New Wave in die Sprache der Kunst übersetzen…“), erzählt von erfolgreichen und weniger erfolgreichen Projekten (mit bewundernswerter Ehrlichkeit) und steuert die ein oder andere Anekdote aus seinem Leben bei. Man erfährt zum Beispiel, wie er sich über das Schmierpapier freut, das er in New York auf der Straße findet und welches sich dann als Zeichenpläne für das Empire State Building entpuppte (daraus machte er dann die Werkreihe Archipaper). Überhaupt die Straße – es ist nicht das einzige Mal, dass er dort sein Material findet. Und ich konnte ihn auch schon von der Straße aus bewundern, wie er in einer Kölner Galerie die Schaufenster bemalte. Seine Kunstproduktion hat dieselbe Glaubwürdigkeit, die auch der Straße zugesprochen wird. „Streetart richtet sich nicht an ein kunstaffines Publikum, sondern ist für jeden gemacht und reagiert oft spielerisch auf ihr Umfeld.“

Im Pressetext auf der Seite des Verlags lese ich übrigens „Picasso auf Acid“ – mh, das finde ich aber vollkommen unpassend. Aber vielleicht hat Jim das mal selber gesagt? Wobei so ein Schubladen-Ding bestimmt nicht seins ist. Andererseits gibt es ja das Wandbild „Matisse et moi“. Wie dem auch sei: ich liebe natürlich die comichafte einfache und schnelle Malweise von Jim. Das Buch zeigt mehr. An vielen Stellen gibt es Nachdenkliches. Zum Kunstbetrieb, zum Auf und Ab des Erfolgs. Das berührt und macht, dass man die Bilder nochmal anders wahrnimmt. (Und dann entdecke ich auch noch diese herrlichen Zitate aus der Kunstgeschichte.)

Falls ihr übrigens mehr über Jim Avignon erfahren wollt, so glaubt nicht alles, was im Internet steht: „Über mich stehen unterschiedliche Geburtsdaten und -orte auf der deutschen und der englischen Wikipedia-Seite, die übrigens beide nicht stimmen, dafür aber gerne und oft zitiert werden. Mir gefällt das – es lässt mich irgendwie rätselhaft erscheinen.“

Auf jeden Fall steht in diesem Buch eine Menge Wissenswertes über den Künstler. Die einführenden Essays haben mich auch sofort gekriegt. Wenig Geschwurbel und viel Einverständnis mit dem, was Jim Avignon so besonders macht. „Ihnen, seinen Fans, verkauft Jim, liebevoll unterschwellig verpackt in bunten Popbildern, gesellschaftskritische Gewissensfragen und Botschaften, um die Welt zumindest im Kleinen zum Guten zu verändern.“

Ich bin Fan!

 

 

 

Share

Kommentar verfassen