Herrscherporträts


Jetzt wird ja wieder viel geredet über die Frage, ob man es sich als Politiker heutzutage noch leisten kann, eine Art Alleinherrscher zu sein. Sieht man ja bei Stoiber, wohin das führen kann. Die Macht ist ganz schön wackelig, sobald man kleine Risse in der harten Schale zeigt. Nun gut, das ist der Lauf der Dinge. Gestern wurde allerdings auch Schröders Ex-Frau zu dem Thema der Politikerrolle befragt und das bringt mich zu dem unlängst durch die Gazetten geisternden Porträt das Altkanzlers, das vom todkranken Jörg Immendorff derzeit angefertigt wird und einst im Kanzleramt die lange Reihe der Altkanzler vervollständigen soll.
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Die Ikonographie des Herrscherporträts hat vor allem in der Renaissance und im Barock wesentliche Impulse erfahren. Die Aufgabe der Präsentation von Macht und Stärke steht seit jeher im Vordergrund. Wie kommt nun das Schröder-Porträt daher? Es ist noch nicht ganz fertig, denn Immendorff muss über einen ganz aufwendigen Computerentwurf ein Konzept erstellen, dass seine Assistenten dann auf die Leinwand bringen sollen. Es wurde dennoch ein erster Blick auf das Porträt gewährt, das den Altkanzler möglicherweise in Gold darstellt. Könnte sein, dass das Gemälde später ein wenig ins Braune tendieren wird, dennoch ist hier die Farbe unverkennbar eine Hoheitsformel, die der befreundete Künstler dem ehemaligen Mächtigen zuweist. Die Freundschaft zu Schröder lässt Immendorff auch euphorisch behaupten, Schröder sei der erste Kanzler gewesen, der sich mit Kunst intensiver beschäftigt habe. Das stimmt natürlich so überhaupt nicht, denn jeder weiß, dass dies Helmut Kohl gewesen ist, der damals beispielsweise die „Two Large Forms“ von Henry Moore für das Kanzleramt gekauft hat.
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Wie dem auch sei. Das Schröderporträt von Immendorf zeigt so einige interessante Bildmotive, Affen im Hintergrund, einen Knubbel-Bundesadler und eine Künstlerfigur im Vordergrund, die seltsam abgeknickt (gebrochen) eine ungelenke Verbeugung vor dem Politiker vorzuführen scheint. Die Affen sind übrigens nicht die als Alter-Ego zu verstehenden Maler-Affen, die Immendorff seit Jahren in seine Gemälde einbaut. Es sind Paviane. Könnte es sein, dass Immendorff hier eine alte Karikatur zitiert?
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Gabriel Cornelius von Max (1840 – 1915), Affen als Kunstrichter, 1889
Die Kritiker des Medienkanzlers und die Kritiker der zeitgenössischen Kunst werden vorgeführt um ihnen gleichzeitig das Maul zu stopfen! Solche Hinweise verweisen zurück auf die traditionelle Malerei früherer Jahrhunderte, bei der versteckte Anspielungen auf Intrigen gegen die Dargestellten gang und gäbe waren. Das Schröder-Bildnis von Immendorff wird aber mit Sicherheit eine Bereicherung der Kanzler-Galerie sein, die bisher nicht unbedingt durch künstlerisch besonders interessante Beispiele auffällig geworden ist. Nachdem Kohl das 1978 von Georg Meistermann vorgeschlagene Portrait Willy Brandts durch eine naturalistischere Variante ersetzte und sich selbst mit einem äußerst uninteressanten Bild präsentiert hat, darf man sich auf das Schröder-Bild ganz bestimmt freuen.
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Albrecht Gehses Portrait erinnert an die Arbeit aus einem Kunst-Leistungskurs!!!

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