Frechener Keramikpreis


Nach über einem Jahr als Neu-Frechenerin habe ich heute endlich mal das Keramion besucht. Und ich muss euch sagen, ich war begeistert. Nicht nur, dass ich die Architektur wunderbar finde. Wie ich es überhaupt sehr schätze, wenn Architektur mit Zitaten oder Anspielungen aus dem rein Konstruktiven in eine andere Assoziation überleitet. Der Bau gibt seine Referenz an die ausgestellte Keramik deutlich wieder. Und an diesem goldenen Oktobertag entfaltete auch ein ganz entzückender Skulpturengarten seine ganze Pracht. Nicht zu schweigen von dem museumspädagogischen Pavillon, der mir natürlich ganz besonders gut gefallen hat.

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Aber ich schweife ab. Denn eigentlich war ich einer Einladung zu einem Pressegespräch gefolgt, welches den 16. Keramikpreis der Frechener Kulturstiftung vorstellen sollte. Dieser Preis für Nachwuchskünstler wird am Donnerstag, den 25. Oktober um 19.00 Uhr verliehen. Noch sind die Preisträger geheim. Doch jeder der 14 ausgestellten Künstler hätte es verdient. So viele spannende Momente von Form und Material! Witz und Melancholie, Strenge und Lässigkeit, Selbstreferentielles und Geschichten – all das lässt sich in den Objekten entdecken, die bei aller Unterschiedlichkeit eines eint: das Entdecken der künstlerischen Möglichkeiten von Keramik. Hier folgen zwei Beispiele.

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Regine Bruhn: „Insektenstock“, 2012, hängende Installation, insgesamt 109 Einzelteile (Biene, Schmetterling, Libelle, Ameise), Porzellan, gebrannt bei 1280° C, gewalzt und geschnitten, unglasiert, H ca. 380 cm, Ø 100 cm

Eine raumgreifende Installation mit zarten Porzellangebilden, die an Insekten erinnern, schwebt im Zentrum des Keramions. Begleitend dazu zeigt die Künstlerin Platten, die wie Bausteine für weitere solcher Gebilde daherkommen und an Kinderspiele erinnern. Jede einzelne Form enthält archaische Anmutungen. Gleichzeitig entfaltet das zartweiße Porzellan eine ganz eigene schwebende Ästhetik, die bei den Platten wieder ironisch gebrochen wird. Herausdrücken lassen sich die gestanzten Formen jedenfalls nicht.

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Simon Horn: „Himmelüber 2012“, 2012, Plastik, Steinzeug, gebrannt bei 1160° C, gebaut, Holz, Metall, Zellan, diverse Glasuren, Engobe, 92,5 x 36 x 53 cm | „Appetizing // Now“, 2011, dreiteilige Installation ( „Orange“, „Monte“, „Blau“), Steinzeug, Porzellan, verschiedene Brande bei 900° C; 1160° C und 1260° C, gebaut, gegossen, Holz, MDF, Kunststoff, Plexiglas, diverse Glasuren, Engoben, 45-149 x 20-35 x 18,5-28 cm

Die Nähe der Keramik zur Architektur hat ja besonders in Frechen eine lange Tradition. Diese Arbeiten zeigen sich als Phantasiebauten und führen mit ihren aufregenden Oberflächen in ganz wunderbare Gedankengebäude. Der Künstler schichtet übereinander, gewichtet und abstrahiert. Das Handwerkliche hält sich die Waage mit dem künstlerischen Experiment. Hier lohnt sich genaues Hinsehen. Die Ästhetik des Materials entfaltet sich langsam aber nachhaltig.

Die Präsentation der Nachwuchskünstler ist eine spannende Erzählung neuer Tendenzen in der künstlerischen Keramik und es sei ein Besuch dieser Ausstellung jedem nur wärmstens empfohlen. Ich werde auf jeden Fall jetzt öfter mal im Keramion vorbeischauen.

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