DDR im Mondenschein

Gestern hatte ich das absolute Vergnügen, den Fotografen Erasmus Schröter kennenzulernen. Er war mit großformatigen Bunker-Fotos bei der CENTRAL vertreten und begeisterte durch eine Präsentation über seine Arbeit. Es ist unglaublich faszinierend zu sehen, wie er die Hinterlassenschaften des Atlantik-Walls in poetische Landschaften verwandeln konnte. Seine Fotos sind analog aufgenommen und nicht nachbearbeitet – umso faszinierender erlebt man die Farbspiele auf den Gegenständen, die sich mit Himmel und Meer zu einer fast theaterhaften Kulisse verbinden.
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Zur Zeit präsentiert die Galerie Binz und Krämer eine wunderbare Schau des Künstlers, die bisher unveröffentlichte Schwarz-Weiß-Fotos zeigt.
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Schröter präsentiert dem Betrachter in diesen Fotos ein fast surreales Bild der DDR. Er, der den Staat 1985 verließ, lebt und arbeitet heute wieder in Leipzig und zeigt sich begeistert von den neuen Möglichkeiten in seiner Heimat. Mit den besonderen Situationen, die er abgebildet hat, öffnet er einen Weg für den Betrachter, abseits der beliebten Klischees über das „Drüben“ von früher nachzudenken. Obwohl die Szenerien irgendwie absurd daherkommen, erhalten sie dennoch durch das Schwarz-Weiß und durch die ruhige Inszenierung ihrer Protagonisten eine gewisse Feierlichkeit.
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Kein ironischer Kommentar, so nach dem Motto: die hatten ja nix und waren auch sonst so zurückgeblieben. Nein, die Figuren scheinen sich selbst zu genügen und selbst die „Freizeitindianer“ wirken feierlich und stolz. Was allerdings das Lama im Tanzsaal zu suchen hat, gehört zu den Geheimnissen, die diese Bilder zu lösen aufgeben.

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