Upcycling, Spieltrieb und eine wunderbare Begegnung


Ich möchte ja nicht immer mit der Geschichte ankommen, wie toll es ist, bei Veranstaltungen zum Theme Web 2.0 äußerst interessanten Menschen zu begegnen. Aber auf dem Twonn ist mir genau das schon wieder passiert. Gemeinsam in Gruppe „Grün“ die Erlebnis-Stationen dieses Events ablaufend lernte ich Anna Sommerer kennen und wir kamen über das Abwechseln bei der Strickaufgabe ins Gespräch! Da ich leider früher gehen musste, blieb nur so viel Zeit, dass über ein paar Stichworte mein Interesse geweckt wurde. Und als ich später genauer recherchierte, merkte ich erst, welch eine spannende Designerin am Nachmittag meine Begleitung war. Sie hatte mich schon, als sie erwähnte, sie mache Schmuck aus alten Apfelkisten. Das wollte ich mir einmal genauer anschauen! Groß war meine Überraschung, als ich auf ihrer Website das Thema ihrer Bachelor-Arbeit sah. Und das passte auch noch gerade so hervorragend in meine Recherchetätigkeiten zum Bunten Abend über Gamification!! Also eine ganze Menge Gründe, mich an Anna zu hängen und mit ihr ein Interview zu verabreden!

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Anke: Upcycling hat sich in den letzten Jahren auch bei uns zu einem interessanten Aspekt im Design entwickelt. Nenne spontan 3 Begriffe, die du damit verknüpfst.

Anna:  Nachhaltigkeit, Cradle-to-Cradle, Mehrwert

Anke: Design aus gebrauchten Apfelkisten – was hat dich an diesem Material besonders gereizt? Und wo kriegst du nur die vielen tollen Kisten her?

Anna:  Ich mag Holz schon immer sehr gerne. Als Kind habe ich schon viel Zeit mit meiner Laubsäge und im Designstudium sehr viel Zeit in der Holzwerkstatt, verbracht. Obstkisten sind jetzt aber eben nicht nur ’simples‘ Holz, sondern sie haben noch dazu farbige Aufdrucke. Bevor ich angefangen habe mit ihnen zu arbeiten war mir gar nicht bewusst, wie schön diese Aufdrucke sind! Jetzt schleiche ich, wann immer ich an einem Wochenmarkt vorbei komme, hinter jeden Obst- und Gemüsestände. Fast immer finde ich dort hübsche Kisten, die ich gerne mitnehmen darf – sonst würden sie im Müll landen. Auf meiner Straße ist auch ein Feinkostladen, der extra für mich auf dem Großmarkt nach passenden Kisten schaut. Und dann gibt es natürlich auch noch viele liebe Freundinnen, die fleißig die Augen offen halten und mitsammeln. Dann muss eine Obstkiste halt mal mit der Bahn von München nach Bonn reisen – selbst Schuld, wenn so hübsche rosa Blümchen drauf sind. Ich finde an dem Material auch sehr spannend, dass ich nie wissen kann, ob ich eine bestimmte Kiste, mit eben exakt diesem einen Aufdruck, noch einmal bekommen werde.

Obstkistenschreibtisch

Anke: Du hast ein wundervolles Spiel zur Prokrastination gemacht. Wie bist du auf die Idee dazu gekommen und vielleicht kannst du noch kurz erklären, was Prokrastination eigentlich ist.

Anna:  Prokrastination erkläre ich immer so: „Putzen statt Lernen“, „Studierendensyndrom“ und „Eben dieses typische Aufschieben, dass man eben alles erst ganz knapp vor der Deadline macht“. Ich habe das Buch „Dinge geregelt kriegen, ohne einen Funken Selbstdisziplin“ von Kathrin Passig & Sascha Lobo gelesen und fand es sehr reizvoll, dass die zwei einen ganz anderen Ansatz als typische Ratgeberbücher haben. Kurz und knapp gesagt ist es eben ok, wenn man Wochenlang trödelt, solang man alles bis zum vereinbarten Termin erledigt. Hier setze ich auch an und versuche mit meinen Produkten das schlechte Gewissen zu nehmen, dass einen heimsucht, während man prokrastiniert.

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Anke: Wie man an deinem Terminplan auf deiner Website sehen kann, bist du viel auf Designer-Märkten unterwegs. Wie beurteilst du die Szene? Wo gibt es den spannendsten Markt? Und was würdest du Neueinsteigern raten?

Anna: Ach, ich war ja selbst gerade mal auf knapp 10 Märkten mit meinen Produkten. Dieses Jahr geht es aber richtig los und ich habe ca. alle 2 Wochen einen Designmarkt. Es ist schön Morgens zum Aufbau von Märkten in die Veranstaltungshallen zu kommen und bekannte Gesichter zu sehen. Man unterhält sich kurz, tauscht sich aus und auch während des Marktes wird per Mimik und Gestik kommunizieren. Ich mag es, dass man bei jedem Markt ein paar neue Ausstellende kennenlernt und sich eigentlich mit allen immer gut austauschen kann. Mit den unmittelbaren StandnachbarInnen hat man natürlich mehr Kontakt, hilft sich kurz aus und kann schon nach ein paar Stunden, die Standartsätze der anderen mitreden.

Ich kann nicht sagen, wo der spannendste Markt ist. Bei allen Märkten gibt es immer ganz unterschiedliche Highlights: mal ist die Auswahl an Ausstellenden extrem vielfältig und gut, die Hintergrundmusik toll, die Organisation selbst perfekt oder die Location einfach wunderbar. Meine Empfehlung: immer hingehen und selbst entscheiden! Letztes Wochenende war ich bei der Birds & Kisses hier in Bonn, die war echt schön! Da fand ich es dann zusätzlich auch klasse, dass ich ausnahmsweise mal keine lange Anreise per Zug hatte.

Raten würde ich Neueinsteigenden, dass man es einfach mal ausprobieren sollte: ein kleiner Stand (1×1,5m sind meist die kleinsten, bezahlbar und reichen völlig aus), eine Hand voll Produkte und dann einfach mal schauen. Das direkte Feedback auf Märkte gibt mir immer unheimlich viel Motivation und Energie weiter zu machen und Abende lang an meinen Produkten zu arbeiten!

Anke:  Anna, du bezeichnest dich selber als Pfadpfinderin. Zum Schluss haben wir noch einen Fragekatalog zu deinen Pfaden in Bonn. Wäre toll, wenn du die noch beantworten kannst.

Anna: Ich bezeichne mich nicht nur als Pfadfinderin, sondern bin eben eine. Mit Wandern, Singen, Zelten und allem, was dazu gehört! Fragen zu meinen Pfaden in Bonn beantworte ich natürlich trotzdem gerne.

Anke: Dann wünschen wir alle Zeit „Gut Pfad“ und danken ganz herzlich für den spannenden Einblick in deine Arbeit. Und toll, dass du ein kleines Geheimtipp-Spielchen mitmachst!

1.    Meine Lieblingsecke tagsüber ist… der Zoll.

2.     Meine Lieblingsecke nachts ist... das Nyx, ganz besonders bei der Red Tape Party.

3.    Die Stadt ist am Schönsten in… der Altstadt, wenn die Kirschbäume blühen.

4.    Einen Spaziergang mache ich immer gerne in… der Weststadt. (Poppelsdorfer Allee hoch, kleiner Stop am Bücherschrank, dann kreuz und quer vorbei an den vielen schönen Häusern.)

5.     Zum Entspannen bin ich gerne in… dem Café Kurzlebig, bei der Frühstückerei.

6.    Mein Lieblingsgebäude ist… das Poppelsdorfer Schloss, wenn man in der Mitte vom runden Innenhof steht!

7.    Mein Lieblingskulturort ist… das Haus der Geschichte, vor allem wegen der immer tollen Wechselausstellungen.

8.    Mein Geheimtip ist… das Café Kaffeeklatsch. Da gibt’s am Wochenende die besten Waffeln Bonns.

9.    Ich sitze gerne ein paar Minuten in... meiner Sitzbadewanne.

 

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